Published September 1st, 2021

Mit Narrativen Stadt machen

Citymaking with Narratives

Podcast in German:
Saskia Hebert, Sabine Rabe & Stephan Willinger, June 17 2020

Storytelling is becoming increasingly important for citymaking. But what exactly are so-called narratives and what possibilities arise from working with them? In this podcast, three guests from Bonn, Hamburg and Berlin are getting down to the essence of storytelling. They report on their own planning and research projects, discuss their concept of planning and provide tips for use in practice.

Geschichtenerzählen wird immer wichtiger fürs Stadtmachen. Doch worum geht es bei sogenannten Narrativen eigentlich genau und welche Möglichkeiten ergeben sich durch die Arbeit mit ihnen? In diesem Podcast gehen drei Gäste aus Bonn, Hamburg und Berlin dem Geschichtenerzählen auf den Grund. Sie berichten aus eigenen Planungs- und Forschungsprojekten, diskutieren ihr Planungsverständnis und geben Hinweise für die Praxis.

Beim Narrativen Urbanismus geht es um Stadtgeschichten und um das Stadtleben: um eine ganz andere Ebene, auf der man nachfragt, zuhört und respektvoll mit den Antworten umgeht. 

Stephan Willinger, 06/2021

Was haben ein neuer IKEA-Teller, den man sich für den Auszug aus dem Elternhaus gekauft hat, die persönliche  Wahrnehmung von drei Jungs zu ihrem abgehängten Stadtteil und die kollektive Fiktion einer Nachbarschaft in Marakkesch gemeinsam? Es sind alles Narrative, die in Objekten, in Alltagshandlungen und auch in Gesprächen in Erscheinung treten. Sie helfen uns den Alltag zu verstehen, mit Bürger:innen zu kommunizieren und gemeinsam neue Zukunftsperspektiven zu entwerfen. 

In diesem Stadtgespräch kommen Saskia Hebert aus Berlin, Sabine Rabe aus Hamburg und Stephan Willinger aus Bonn zusammen. Sie tauschen sich darüber aus, wie Geschichten sie bisher besonders berührt haben und wie sie diese Erfahrungen in eigenen Projekten weitergeben. Mehrfach berichten sie dabei von gelungenen Beispielen aus der Forschung und Planungspraxis. Es zeigt sich, dass in unserer Umwelt vielfältige Geschichten stecken, die nur darauf warten, von Planer:innen entdeckt zu werden. 

Im Verlauf des Gesprächs wird eine erste Arbeitsdefinition formuliert: Narrative sind demnach sinnstiftende Erzählungen, die soziale Werte transportieren. In der weiteren Diskussion wird deutlich, dass mit Narrativen zu arbeiten viel mehr bedeutet, als nur gute Geschichten erzählen zu können. Narrative sind immer auch ein gastliches Angebot sich einzubringen und damit zugleich eine besondere Art der Beteiligung. Sie helfen uns, unsere Umgebung besser zu verstehen und Vorurteile abzulegen. Nicht zuletzt sind Narrative auch eine Aufforderung an Planer:innen, nicht nur selbst zu erzählen, sondern auch besser zuzuhören. 

Jedes Narrativ, jede Geschichte ist auch ein Entwurf, der die Komplexität unserer Lebensräume abbildet.   

Sabine Rabe, 06/2021

Als Fazit bleibt, dass wir erst am Anfang des Dialogs über Narrative stehen – wenngleich das Erzählen so alt ist wie die Menschheit selbst. Obwohl das Thema für die Stadtentwicklung wichtig und prägend ist, ist das entsprechende Wissen in der Forschungswelt noch nicht ausführlich bearbeitet. Auch Planer:innen können von diesem neuen Planungsverständnis profitieren und sollten sich darüber Gedanken machen, wie sie ihr klassisches Planungsinstrumentarium ergänzen können. Zum Abschluss wird es dann richtig konkret und jeder Gast gibt den Hörer:innen des Podcasts einen Tipp zum guten Geschichtenerzählen in der Stadtplanung. 

Sich gemeinsam Welten ausdenken, das Teilen von Geschichten und das gemeinsame Erzählen kann unheimlich gemeinschaftsstiftend sein. Ich glaube, das hat gerade für die Gemeinwesenentwicklung ein unglaubliches Potenzial und auch eine ziemliche Kraft. 

Saskia Hebert, 06/2021

Dr. Saskia Hebert ist Architektin. Im Jahr 2000 gründete sie das Büro subsolar* architektur & stadtforschung. Außerdem war sie von 2012-2015 Studiengangsleiterin für Transformation Design an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. In ihren Projekten ist sie Geschichtenerzählerin und zeigt damit Quartieren und Städten, wie die Transformation in eine nachhaltige Zukunft gelingen kann.

Sabine Rabe ist Landschaftsarchitektin. Mit ihrem Büro arge studio urbane landschaften ist sie Teil des gleichnamigen Netzwerkes in Hamburg und hatte eine Vertretungsprofessur für Freiraumplanung an der RWTH Aachen University inne. Sie forscht explorativ und sammelt dabei zeichnend, entwerfend und filmend Geschichten zum Raumgeschehen aus der Bundesrepublik. 

Stephan Willinger ist Raumplaner. Als Stadtforscher und Projektleiter ist er am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in Bonn in Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik tätig und hat einen Lehrauftrag für Informellen Städtebau im Master Raumplanung an der TU Dortmund. Er arbeitet zum Narrativen Urbanismus und verfasst dabei konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis.