Published June 14th, 2020

Planung und Ahnung

Planning and Intuition

Podcast in German:
Folke Köbberling, Johannes Novy & Heidi Pretterhofer, May 5 2020

The future is uncertain, particularly now. Still, it is useful and necessary to look ahead, not only in the field of urban development. How planning can and should deal with the future is one of the topics in the third City Talk. The guests from Berlin, London and Vienna represent three different perspectives on cities and their development.

Die Zukunft ist unsicher, gerade jetzt. Dennoch ist es hilfreich und nötig vorauszuschauen, nicht nur in der Stadtentwicklung. Wie Planung mit der Zukunft umgehen kann und sollte, ist eines der Themen des dritten Stadtgesprächs. Die Gäste aus den Städten Berlin, London und Wien vertreten diesmal zugleich drei fachliche Perspektiven.

London während der Corona-Krise. Foto von unserem Gesprächspartner Johannes Novy

Im dritten Stadtgespräch sind neben den Eindrücken aus drei europäischen Hauptstädten, Berlin, London und Wien, auch mehrere fachliche Perspektiven vertreten: Folke Köbberling als Künstlerin, Johannes Novy als Stadtplaner und Heidi Pretterhofer als Architektin und Kuratorin setzen sich auf verschiedene Art und Weise mit Stadtentwicklung auseinander. Sie kennen sich und die Moderatorin Agnes Förster aus dem Kuratorium der IBA Stuttgart. Im Gespräch geben sie teils sehr persönliche Einblicke in die sich ändernden Wahrnehmungen während der Corona-Krise. 

Vielleicht arbeiten die Studierenden nach so einer Zeit ganz anders, dass sie sagen, sie möchten etwas Haptisches, etwas Organisches. Das ist dann auch ein Ausbruch, der danach entsteht.

Folke Köbberling 05/2020

Krisenmanagement und Verschieben, viel Kommunikation, aber auch Schätzenlernen von anderer Geschwindigkeit und Müßiggang – so lassen sich die ersten Wochen in der Pandemie zusammenfassen. Einerseits bietet die ungewohnte Situation Möglichkeiten, vom Alltäglichen wegzukommen, anderseits erhöht sich die Gefahr, in der eigenen Blase zu verharren. Dabei bleibt wenig Zeit, zu reflektieren, was zurzeit eigentlich geschieht. Hier kann der Austausch bei What/Next Abhilfe schaffen.

Mehrere thematische Fäden werden im Gespräch immer wieder aufgegriffen: Ausgehend von der Problematisierung des Begriffs einer neuen Normalität wird deutlich, was alles auf einmal möglich und womöglich nur vorübergehend normal ist, etwa, Obdachlose mitten in der Stadt unterzubringen. Daraus ergeben sich wesentliche Fragen: Welche coronabedingten Entwicklungen sind erwünscht und was müssen wir jetzt dafür tun, um zu dauerhaften Lösungen zu kommen? Lassen sich Maßnahmen zur Klimakrise nach der Pandemie ebenso rigoros umsetzen?

Video Work – Corona-Skizze unserer Gesprächspartnerin Heidi Pretterhofer

Ein zweites wiederkehrendes Thema sind die Aufgaben der Stadtplanung während und nach der Krise: Es besteht ein Bedarf nach Vorausschau, nach dem Vordenken möglicher Entwicklungen, sind sich die Gesprächsparter*innen einig. Gleichzeitig wissen wir, dass Prophezeiungen oft ins Leere laufen, wie etwa nach den Anschlägen von 9/11. Situatives Vorgehen mit Bedacht und kritische Reflexion sind gefragter denn je.

Es besteht ein Unterschied zwischen Zukunft vorhersagen und vorauszuschauen. Das ist ein Beitrag, den wir Planer leisten können: Szenarien aufzuzeigen und Leute mitzunehmen in solche Prozesse.

Johannes Novy 05/2020

Vielleicht sollte man der Planung immer eine zweite Figur dazustellen. Planbar sind diese komplexen Sachverhalte nicht mehr. Vielleicht kann man Planung durch Ahnung ersetzen.

Heidi Pretterhofer 05/2020

Folke Köbberling ist Künstlerin und lebt in Berlin. Nach Lehrtätigkeiten an Hochschulen in Deutschland, Österreich und Nordamerika leitet sie das Institut für architekturbezogene Kunst an der TU Braunschweig. Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Interventionsmodelle für den urbanen Raum. 

Dr. Johannes Novy lebt als Stadtplaner und -forscher in London. Er lehrt zurzeit an der Universität von Westminster. Zuvor war er an Hochschulen in den USA, Deutschland, Italien und Wales tätig. Seine Arbeitsgebiete umfassen Planungstheorie, Stadtpolitik und urbanen Tourismus.

Heidi Pretterhofer ist Architektin und Kuratorin in Wien. Im eigenen Büro arbeitet sie an der Schnittstelle von Architektur, Urbanismus, Theorie und Kulturproduktion. Das Erkunden des Verhältnisses zwischen urbanen Bedingungen und architektonischem Handeln ist Schwerpunkt ihrer Arbeit.