Published November 26th, 2020

Quartiere im Entstehen gestalten

Making Neighborhoods

Podcast in German: Marcus Menzl, September 29 2020

Neighborhoods take on important social functions: As a place to live and identify, as an everyday and focal point, as a place of learning, of experience and care, quarters can satisfy a multitude of basic human needs. But lively and livable neighborhoods don’t just grow out of nothing. Their creation and development must be supported. The team of What/Next spoke to Prof. Marcus Menzl. At the interface between science and practice, he knows what is crucial in the development of a district and also knows about the strengths of dense, mixed structures – especially in times of pandemic.

Quartiere übernehmen wichtige gesellschaftliche Funktionen: Etwa als Wohn- und Identifikationsort, als Alltags- und Mittelpunktort, als Lern-, Erfahrungs- und Versorgungsort können Quartiere eine Vielzahl der menschlichen Grundbedürfnisse befriedigen. Doch Quartiere lassen sich nicht als lebendige und lebenswerte Viertel aus dem Boden stampfen. Man muss die Entstehung und Entwicklung begleiten. Das Team von What/Next hat mit Prof. Dr. Marcus Menzl gesprochen. An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis weiß er, was im Quartiersaufbau entscheidend ist und weiß darüber hinaus um die Stärken von dichten, gemischten Strukturen – gerade in Zeiten der Pandemie.

Sketches from the interview with Marcus Menzl designed by Angelina Bolten for What/Next 2020

Ich würde immer dafür werben: Das Soziale ist überall, in allen Planungsentscheidungen stecken soziale Implikationen.

Marcus Menzl 09/2020

Drei Themen bestimmten das Interview mit Menzl. Zum einen geht es um Quartiere im Werden und die planerische und soziale Begleitung im Schaffensprozess. Für Menzl muss die Schnittstelle zwischen den planenden Akteur*innen und den Menschen, die im lokalen Kontext leben intensiv bespielt werden. Zentral für eine funktionierende Beteiligung seien kontinuierliche Kommunikationsprozesse sowie der Bindungs- und Identifikationsaufbau. Die Menschen vor Ort müssen Vertrauen in die planenden Prozesse und Strukturen haben.

Die Quartiersebene ist die zentrale Ebene.

Marcus Menzl 09/2020

Zum anderen geht es um Corona, die stadtgesellschaftlichen Folgen und die Ebene des Quartiers. Durch die Pandemie erleben die Menschen eine stärkere Entgrenzung von Arbeit und Leben. Der Umgang damit erfordere eine höhere individuelle Selbststruktur im Alltag. Lebensentwürfe werden zunehmend komplexer. Das Quartier biete die besten Rahmbedingungen, um die im Privatbereich nicht lösbaren Probleme aufzufangen.

Zuletzt geht es um die Fachdisziplin der Stadtsoziologie. Für Menzl habe sich die Stadtsoziologie zu lange auf rein forschende und analysierende Positionen beschränkt. Es sei wichtig, eine Haltung zu entwickeln. Wie kann sich die Stadtsoziologie in stadtplanerische Prozesse konkret einbringen? Wie kann sie problemlösungsorientierte Beiträge leisten?

Es gibt die Erwartung, dass die Quartiersebene viel heilt, einen Mehrwert bringt.

Marcus Menzl 09/2020

Prof. Dr. Marcus Menzl, Technische Hochschule Lübeck, Professur für Soziologie der gebauten Umwelt; 2007 – 2017: Mitarbeiter HafenCity Hamburg GmbH, verantwortlich für alle sozialen Entwicklungsprozesse in der HafenCity.