Published May 3rd, 2021

Wissen und Wandel in kleinen Mittelstädten

Knowledge and Change

Podcast in German:
Martin Jungmann, Monika Neuhöfer-Avdić & Markus Neufeld,
January 13 2021

In order to be able to cope with the complex transformation tasks of our time, it is necessary to strengthen local links. By promoting a moderated exchange between different institutions and civil society, a breeding ground for change is created in small medium-sized cities. This requires places and formats of encounter to jointly develop new ideas and alliances. In the future, these synapses must be consciously considered in planning in order to improve the future competencies of the cities.

Um den vielschichtigen Transformationsaufgaben unserer Zeit gewachsen zu sein, bedarf es einer Stärkung von lokalen Verknüpfungen. Über eine Förderung des moderierten Austauschs zwischen unterschiedlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft entsteht ein Nährboden für Wandel in kleinen Mittelstädten. Hierfür bedarf es Orten und Formaten der Begegnung, um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln und Allianzen zu bilden. In Zukunft gilt es, diese Synapsen bewusst in der Planung mitzudenken, um Zukunftskompetenzen der Städte zu stärken.

An der Hochschule ist viel akademisches Wissen vorhanden. Das wird aber nicht per se abgerufen. Es bedarf einer Möglichkeit des Austauschs, damit dieses Wissen vor Ort zur Geltung kommt.

Markus Neufeld 01/2021

Auf der Suche nach Potentialen und Herausforderungen im Hinblick auf Wissen und Wandel in kleinen Mittelstädten, führen Agnes Förster und Jana Melber für das Graduiertenkolleg Mittelstadt als Mitmachstadt ein Gespräch mit Martin Jungmann aus Jülich, Monika Neuhöfer-Avdić aus Lörrach und Markus Neufeld aus Coburg. Aus unterschiedlichen Institutionen heraus zeichnen sie ein weites Bild, das Einblicke in sehr dynamische lokale Begebenheiten bietet und Herausforderungen im Umgang mit Wandlungsprozessen und Wissensorten benennt. 

Auch Verwaltung in der Kommune ist ein Wissensort, weil wir mit offenem Blick schauen: Wie sieht denn die Stadt der Zukunft aus? Was sind die Aufgaben? Und damit meine ich nicht nur die gebaute Stadt, sondern auch die des Zusammenlebens. 

Monika Neuhöfer-Avdić 01/2021

Die Verknüpfung von Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung ist die Königsdisziplin. In der Theorie gibt es immer einen Schnittpunkt, in der Realität manchmal nur eine Momentaufnahme. 

Martin Jungmann 01/2021

Die Skizzierung der Wissenslandschaft in kleinen Mittelstädten zeigt deutlich, dass durch Bildungsstandorte, Unternehmen – mit Forschungseinrichtungen – und Hochschulen ein reicher Wissensfundus vorhanden ist und in Wert gesetzt wird; gleichzeitig werden die Institutionen als geschlossen und wenig zugänglich im Umgang mit Wissensressourcen wahrgenommen. Um mehr Öffnung zu wagen, gilt es, Vertrauen aufzubauen, um einen stärkeren Austausch unter den einzelnen Einrichtungen anzuregen und mit Wissen aus der Gesellschaft anzureichern.

Hierzu bedarf es neuer Formate, die das Anzapfen von Wissen für die Gesellschaft ermöglichen, sowie physischer Orte, die zu Begegnungen anstiften. Durch das Angebot kann ein Nährboden geschaffen werden, um gemeinsam Lösungen zu suchen und Angst vor Veränderungen zu nehmen sowie Optionen und Chancen zu vermitteln. Für das vielschichtige Aufgabenfeld der Stadtentwicklung stellen neue Impulsorte und Formate des Austauschs Prozessbausteine dar, die durch den bewussten Einsatz als Katalysator für Entwicklungen dienen können. Dabei sind vor allem Kommunen gefragt, aber auch neue Allianzen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Insbesondere Hochschulen haben hier die Möglichkeit, über Experimente Diskurs anzuregen und neue Impulse zu setzen. In den dynamischen Zeiten der Pandemie verlagern sich etablierte Wissenseinrichtungen in den digitalen Raum. Dabei können physische Orte für Begegnung und Austausch von Wissen an Relevanz gewinnen, als Kompensation der Digitalisierung und als Chancen für das Lokale.

Es braucht Orte, die Austausch ermöglichen und zu einem Impulsort werden: um Strömungen zu generieren, die Zukunftsthemen aufspüren.

Monika Neuhöfer-Avdić 01/2021

In die Lücke, dass Hochschulen nicht selbst Gebäude bauen können, wollen wir einspringen und Raum schaffen, der so innovativ ist, dass ein Milieu entsteht, wo sich Wissen verselbstständigt und potenziert.

Martin Jungmann 01/2021

Ich halte es für extrem wichtig, dass eine Hochschule sich die Freiheit herausnimmt zu experimentieren – und auch zu provozieren, um Austausch und Denkanstöße anzuregen.

Markus Neufeld 01/2021

Martin Jungmann ist Projektmanager für das Projekt Brainergy Park in Jülich, einem interkommunalen Gewerbegebiet, das als Antwort auf den Strukturwandel im Rheinischen Braunkohlerevier aktuell entsteht. Durch die Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft werden neue Perspektiven für Jülich und die Region generiert. 

Monika Neuhöfer-Avdić, Bürgermeisterin der Stadt Lörrach, liegt als Architektin und Stadtplanerin insbesondere die Gestaltung des Stadtraumes am Herzen, um die Lebensqualität in Lörrach zu erhöhen. Sie ist davon überzeugt, dass Stadtplanung nur unter Einbeziehung der Bürger:innen gelingt, und strebt stets einen intensiven Dialog mit der Bürgerschaft an.

Dr. Markus Neufeld ist Projektleiter der Innovations- und Vernetzungsplattform CREAPOLIS an der Hochschule Coburg. Mit einem interdisziplinären Team arbeitet er vor Ort an einer systematischen Steigerung der regionalen Vernetzung und des Wissenstransfers, um so einen Mehrwert für Wirtschaft und Gesellschaft in der Region zu schaffen.