Zeitleiste der Planungstheorie in Aachen
Published May 20th, 2021

Planungstheorie – wozu?

50 Jahre Planungstheorie in Aachen

Videos in German: Agnes Förster, Harald Bodenschatz, Tilman Harlander, Uwe Altrock, Klaus Selle, Gisela Schmitt, Iris Reuther, Arne Lorz, Marion Klemme, Meike Levin-Keitel

Die Veranstaltung „Planungstheorie – wozu?“ nahm den 50-jährigen Werdegang der planungstheoretischen Forschung und Lehre in Aachen zum Anlass, um über mehrere Generationen hinweg eine exemplarische Standortbestimmung deutschsprachiger Planungstheorie zu versuchen.

The event “Planning theory – what for?” took the 50-year history of planning theory research and teaching in Aachen as an opportunity to attempt an exemplary assessment of the status quo of German-language planning theory over several generations.

Zu Beginn der 1970 Jahre, kurz nach der Gründung der ersten Planungsstudiengänge im deutschsprachigen Raum, wurde die Planungstheorie als Forschungs- und Lehrinhalt an verschiedenen Architektur- und Planungsfakultäten etabliert – so auch an der Architekturfakultät der RWTH Aachen. Schon damals variierten die theoretischen Zugänge der Planungstheorie von Hochschule zu Hochschule. In Aachen brachte Prof. Gerhard Fehl nach Auslandsaufenthalten die Ansätze der Systemtheorie aus dem anglo-amerikanischen Raum mit. Parallel zu der abflauenden Planungseuphorie richtete die Aachener Planungstheorie als umsetzungsorientierte Wissenschaft ihre Perspektive in der Folge auf den politisch-planerischen Kontext und später auf die Planungsgeschichte.

Screenshot der Veranstaltung. Im Bild: Agnes Förster, Harald Bodenschatz, Tilman Harlander, Gerhard Fehl und Uwe Altrock

In den folgenden Jahrzehnten setzte sich die Hinwendung zu prozeduralen Theorien des Planens mit unterschiedlichen thematischen Neuakzentuierungen der Berufung neuer Lehrstuhlinhaber:innen fort.

Die Veranstaltung „Planungstheorie – wozu?“ nahm den 50-jährigen Werdegang der planungstheoretischen Forschung und Lehre in Aachen zum Anlass, um über mehrere Generationen hinweg eine exemplarische Standortbestimmung deutschsprachiger Planungstheorie zu versuchen.

Auf einem interaktiven, virtuellen Whiteboard wurde diese Zeitleiste der Planungstheorie in Aachen gezeigt
Prof. Dr. Agnes Förster, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung, RWTH Aachen University

Die derzeitige Lehrstuhlinhaberin Agnes Förster lädt mit der Frage „Auf welche Bedürfnisse reagiert die Planungstheorie?“ zu einem angeregten Austausch über die Planungstheorie als einem „Konstrukt in luftiger Höhe“ ein.

Agnes Förster ist aktuell ordentliche Professorin und Leiterin des Lehrstuhls für Planungstheorie und Stadtentwicklung an der RWTH Aachen University.

Prof. Dr. Harald Bodenschatz, Center for Metropolitan Studies, TU Berlin

Harald Bodenschatz schaut zurück auf die „Erfindung der Planungstheorie“ in Aachen aus der Perspektive seiner Assistententätigkeit an dem Pt-Lehrstuhl in den frühen 1970er Jahren. Die Planungseuphorie und Gesellschaftskritik jener Zeit prägen Lehre und Forschung, die in der Kooperation mit weiteren Lehrstühlen von Gerhard Fehl und einem interdisziplinären „selbstbestimmten“ Mittelbau getragen werden. In den Folgejahren befördern starke personelle Vernetzungen zwischen Aachen und Berlin und später auch weiteren Hochschulen den Austausch über die Planungstheorie, die Stadterneuerung und auch die Planungsgeschichte.

Harald Bodenschatz war von 1995-2011 Universitätsprofessor für Planungs- und Architektursoziologie an der TU Berlin und ist jetzt assoziierter Professor des Center for Metropolitan Studies an der TU Berlin und Mitglied des Bauhaus-Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und der Planung an der Bauhaus-Universität Weimar. Er lehrte an der RWTH Aachen und an der TU Berlin seit 1972 in den Studiengängen Architektur sowie Stadt- und Regionalplanung.

Prof. em. Dr. Tilman Harlander

Auch Tilman Harlander gehört zu der ersten Assistentengeneration am Lehrstuhl Planungstheorie, den er bis zu seinem Weggang 1997 nach Stuttgart zuletzt auch ein Jahr lang kommissarisch leitete. Er zeigt anhand der Forschungsschwerpunkte die Schlüsselrolle der Planungsgeschichte auf und schildert die Diversifizierung der Lehr-und Forschungsinhalte in den 1980er/90er Jahren.

Tilman Harlander war 1972-1996 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Akademischer Oberrat und Privatdozent am Lehrstuhl für Planungstheorie. In den Jahren 1996/97 hatte er die Lehrstuhlvertretung Planungstheorie inne, bevor er an die Universität Stuttgart wechselte, wo er als Professor für Architektur- und Wohnsoziologie arbeitete. Seit seiner Emeritierung ist er in der Forschung und Beratung von Kommunen und Verbänden freiberuflich tätig.

Prof. Dr. Uwe Altrock, Stadterneuerung und Stadtumbau, Universität Kassel

Uwe Altrock schaut als Beobachter von außen auf die Planungstheorie in Aachen und versucht eine Standortbestimmung der Phase, in der Klaus Selle von 2001- 2018 den Lehrstuhl Planungstheorie und Stadtentwicklung leitete. Anhand der Themen und Positionen – unter anderem Planungskultur, Steuerung, Governance, kooperative Stadtentwicklung un Öffentlicher Raum – skizziert er das Bild einer „geerdeten“ Planungstheorie, die in dieser Zeit den Dialog von Theorie und Praxis beförderte.

Uwe Altrock ist seit 2006 Professor für Stadterneuerung und Stadtumbau an der Universität Kassel. Er ist dort Fachgebietsleiter der Stadterneuerung und Planungstheorie sowie Dekan des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung.

Dr. Klaus Selle, Universitätsprofessor i.R.

Der Rückblick von Klaus Selle auf seine fast zwanzigjährige Lehr- und Forschungstätigkeit am Pt-Lehrstuhl in Aachen widmet sich dem „Aachener Ansatz“ in Abgrenzung zur allgemeinen Debatte um Planungstheorie in jener Zeit. Gegenstand und Ausgangpunkt der vielfältigen Forschungsansätze im wechselseitigen Dialog zwischen Theorie und Praxis war stets die reale Stadtentwicklung.

Klaus Selle wurde im Jahr 2001 zum Professor des Lehrstuhls für Planungstheorie berufen. Er lehrte zuvor am Fachbereich Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung der Universität Hannover das Fach „Freiraumpolitik und Planungskommunikation“. Er setzt neue Schwerpunkte, die auch durch die Umbenennung des Lehrstuhls 2005 in Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung nach außen deutlich wurden.

Dipl.-Ing. Gisela Schmitt

Als langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin am Pt-Lehrstuhl schaut Gisela Schmitt auf den parallel zur Planungstheorie in der 1970er Jahren etablierten Studiengang Stadtplanung und eine Lehre zwischen Wissenschaft und Praxistauglichkeit.

Gisela Schmitt war von 1987-2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung.

Prof. Dr. Iris Reuther, Dipl.-Ing. Arne Lorz und Dr. Marion Klemme

Im Dialog mit den genannten Vertreter:innen aus der Praxis diskutiert Agnes Förster über das Bedürfnis nach Wissen, Analyse, Reflexion und Austausch im Planungsalltag und die benötigten Kompetenzen für das „operative Geschäft vor Ort“.

Iris Reuther war von 2004-2013 als Professorin an der Universität Kassel tätig und ist seit 2013 Senatsbaudirektorin der Freien Hansestadt Bremen und leitet den Fachbereich Bau und Stadtentwicklung.

Arne Lorz ist seit 2018 Hauptabteilungsleiter der Stadtentwicklungsplanung in München. Zuvor arbeitete er als Leiter der Stadtentwicklung in Duisburg.

Marion Klemme ist seit 2014 Leiterin des Referats „Stadtentwicklung“ beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Sie war zuvor als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Dortmund und RWTH Aachen tätig sowie als Juniorprofessorin an der Universität Münster.

Jun.-Prof. Dr. Meike Levin-Keitel, Räumliche Transformation im Digitalen Zeitalter, TU Dortmund

Wo stehen wir heute? In einer pointierten Zwischenbilanz richtet Meike Levin-Keitel den Blick auf eine Neuorientierung und Weiterentwicklung der Planungstheorie.

Meike Levin-Keitel ist seit 2020 Juniorprofessorin an der TU Dortmund und dort als Fachgebietsleiterin für Räumliche Transformation im Digitalen Zeitalter zuständig. Sie war zuvor als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Leibniz Universität Hannover und als Lehrbeauftragte an der HafenCity Universität Hamburg tätig.